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Bonhoeffer, Dietrich



 Biografie
…geboren am 4. Februar 1906 in Breslau kurz vor seiner Zwillingsschwester Sabine; gestorben am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg, war ein deutscher evangelisch-lutherischer Glaubensgelehrter, markanter Vertreter der Bekennenden Kirche und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Mit 24 Jahren bereits lehrberechtigt, wurde Bonhoeffer nach Auslandsaufenthalten in Spanien und New York Privatdozent für Evangelische Glaubenslehre in Berlin. Daneben war er Jugendreferent und Mitglied des Ökumenischen Rates. Schon kurz nach Adolf Hitlers Machtergreifung nahm er deutlich Stellung gegen die nationalsozialistische Judenverfolgung und setzte sich früh im Kirchenkampf gegen die Deutschen Christen und den Arierparagraphen ein. Ab 1935 war er Leiter des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Zingst und danach in Finkenwalde (Hinterpommern), das bis 1940 auch widerrechtlich weitergeführt wurde. Nach der Rückkehr aus Amerika 1939 schloss er sich dem aktiven Widerstand um Wilhelm Franz Canaris an. 1940 erhielt er Redeverbot und 1941 Schreibverbot. Am 5. April 1943 wurde er verhaftet und nach ca. zwei Jahren als einer der letzten mit dem 20. Juli 1944 in Verbindung gebrachten Gegner auf persönlichen Befehl Hitlers hingerichtet.


«Die Macht der einen braucht die Dummheit der andern»
Theologe Dietrich Bon­hoeffer




… The Christian cannot simply take for granted the privilege of living among other Christians. Jesus Christ lived in the midst of His enemies. In the end all His disciples abandoned Him. On the cross He was all alone, surrounded by criminals and the jeering crowds. He had come for the express purpose of bringing peace to the enemies of God. So Christians, too, belong not in the seclusion of a cloistered life but in the midst of enemies. There they find their mission, their work.
Dietrich Bonhoeffer.

… If you do a good job for others, you heal yourself at the same time, because a dose of joy is a spiritual cure.
Dietrich Bonhoeffer

… God's truth judges created things out of love, and Satan's truth judges them out of envy and hatred.
Dietrich Bonhoeffer

… The ultimate test of a moral society is the kind of world that it leaves to its children.
Dietrich Bonhoeffer

… Cheap grace is the grace we bestow on ourselves. Cheap grace is the preaching of forgiveness without requiring repentance, baptism without church discipline, Communion without confession.... Cheap grace is grace without discipleship, grace without the cross, grace without Jesus Christ, living and incarnate.
Dietrich Bonhoeffer

… A prison cell, in which one waits, hopes - and is completely dependent on the fact that the door of freedom has to be opened from the outside, is not a bad picture of Advent…
Dietrich Bonhoeffer

… God gives you Christ as the foundation of your marriage. Welcome one another, therefore, as Christ has welcomed you, for the glory of God’ (Romans 15:7). In a word, live together in the forgiveness of your sins, for without it no human fellowship, least of all a marriage, can survive. Don’t insist on your rights, don’t blame each other, don’t judge or condemn each other, don’t find fault with each other, but accept each other as you are, and forgive each other every day from the bottom of your hearts.
Dietrich Bonhoeffer.

… Action springs not from thought, but from a readiness for responsibility.
Dietrich Bonhoeffer

… One act of obedience is better than one hundred sermons
Dietrich Bonhoeffer

… To endure the cross is not tragedy; it is the suffering which is the fruit of an exclusive allegiance to Jesus Christ
Dietrich Bonhoeffer

…A God who let us prove his existence would be an idol
Dietrich Bonhoeffer

… To deny oneself is to be aware only of Christ and no more of self, to see only Him who goes before and no more the road which is too hard for us.
Dietrich Bonhoeffer

… Music... will help dissolve your perplexities and purify your character and sensibilities, and in time of care and sorrow, will keep a fountain of joy alive in you.
Dietrich Bonhoeffer

… We must learn to regard people less in the light of what they do or omit to do, and more in the light of what they suffer.
Dietrich Bonhoeffer

… When all is said and done, the life of faith is nothing if not an unending struggle of the spirit with every available weapon against the flesh.”
Dietrich Bonhoeffer

… Judging others makes us blind, whereas love is illuminating. By judging others we blind ourselves to our own evil and to the grace which others are just as entitled to as we are.
Dietrich Bonhoeffer

… Jesus himself did not try to convert the two thieves on the cross; he waited until one of them turned to him.
Dietrich Bonhoeffer

… Being a Christan is less about cautiously avoiding sin than about courageously and actively doing God's will.
… Freedom from something has its fulfillment in freedom for something.
Dietrich Bonhoeffer

… A God would let us prove his existence would be an idol.
… If you board the wrong train, it is no use running along the corridor in the other direction.
… It is the nature, and the advantage, of strong people that they can bring out the crucial questions and form a clear opinion about them. The weak always have to decide between alternatives that are not their own.
… It's not only deeds that free us, but also suffering.
… La liberté de quelque chose ne s'accomplit que par la liberté pour quelque chose.
… No actions are bad in themselves-even murder can be justified.
… Non seulement l'action mais aussi les souffrances sont une route vers la liberté.
… Par de hautes puissances merveilleusement abrités nous, confiants quoi qui puisse venir, attendons. Dieu est avec nous le soir et le matin et sûrement en chaque nouveau jour.
… Politics are not the task of a Christian.
… Wonderfully sheltered by guardian powers we calmly await what may come. God is with us in the evening and in the morning and without a doubt every new day.

Glaubensbekenntnis

 Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer
Geschrieben 1943 unter dem Titel: "Nach zehn Jahren". Zehn Jahre nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, zehn Jahre nach dem Beginn der Auseinandersetzungen innerhalb der evangelischen Kirche um den rechten Weg. Auf diesem Hintergrund klingen manche der Sätze Bonhoeffers in diesem Bekenntnis plötzlich ganz anders, vielleicht sogar anstößig.

Zum Menschsein:

 … Wir müssen lernen, die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen, als auf das, was sie erleiden, anzusehen.
(aus: "Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943", im Gefängnis Berlin-Tegel)
… Ich kann trotzdem nur sagen, daß ich nicht in einer anderen Zeit leben wollte als in der unseren, auch wenn sie über unser äußeres Glück hinwegschreitet.
… Gewiß ist, daß im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist.
… Gott wird nicht auf Orden, Medaillen oder Titel sehen, sondern auf Narben.
… Im normalen Leben wird es einem gar nicht bewußt, daß der Mensch unendlich mehr empfängt, als er gibt, und daß Dankbarkeit das Leben erst reich macht.
… Immer wird uns das Vertrauen eines der größten, seltensten und beglückendsten Geschenke menschlichen Zusammenlebens bleiben.
… Man hat immer ein reines Gewissen - wenn man es nicht benutzt.
… Man muß sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, durchfinden zu großen, die einen stärken.
… Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.
… Nicht nur die Tat, auch das Leiden ist ein Weg zur Freiheit.
… Aber letzten Endes faßt sich, jedenfalls für mich, die Welt doch zusammen in ein paar Menschen, die man sehen und mit denen man zusammen sein möchte.
(Brief an seine Eltern, Gefängnis Berlin-Tegel am 13.10.1943)

… Man muß sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken, die einen stärken.
Dietrich Bonhoeffer

… Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann …, einen Gerechten oder einen Ungerechten, einen Kranken oder einen Gesunden - …, - dann wirft man sich Gott ganz in die Arme, …
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 21.7.1944)

… Ich bin keine religiöse Natur. Aber an Gott, an Christus muß ich immerfort denken, an Echtheit, an Leben, an Freiheit und Barmherzigkeit liegt mir sehr viel. Nur sind mir die religiösen Einkleidungen so unbehaglich.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, im Zug nach München am 25.6.1942)

… Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Dietrich Bonhoeffer

… Dankbarkeit macht das Leben erst reich.
Dietrich Bonhoeffer

Der Häftling:

… Der Gefangene neigt wohl überhaupt dazu, den Mangel an Wärme und Gemüt, den er in seiner Umgebung findet, bei sich selbst durch eine Übersteigerung des Gefühlsmäßigen zu ersetzen und er reagiert wohl auch leicht überstark auf alles Persönlich-Gefühlsmäßige. Es ist dann gut, sich selbst immer wieder einmal durch eine kalte Dusche Nüchternheit und Frohsinn zur Ordnung zu rufen, sonst gerät man aus dem Gleichgewicht.
(Brief an seine Eltern, Gefängnis Berlin-Tegel am 24.6.1943)

… So eine Gefängniszelle ist übrigens ein ganz guter Vergleich für die Adventssituation; man wartet, hofft, tut dies und jenes – letzten Endes Nebensächliches – die Tür ist verschlossen und kann nur von außen geöffnet werden.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 21.11.1943)

… daß Gott sich gerade dorthin wendet, wo die Menschen sich abzuwenden pflegen, daß Christus im Stall geboren wurde, weil er sonst keinen Raum in der Herberge fand, - das begreift ein Gefangener besser als ein anderer und das ist für ihn wirklich frohe Botschaft, …
(Brief an seine Eltern, Gefängnis Berlin-Tegel am 17.12.1943)

… Die [Herrnhuter] Losungen sind meine tägliche Freude.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 18.1.1944)

Wirklicher Glaube:

… Als wir gestern Abend wieder auf dem Fußboden lagen und einer vernehmlich: 'ach Gott, ach Gott!' rief – sonst ein sehr leichtfertiger Geselle – brachte ich es nicht über mich, ihn irgendwie christlich zu ermutigen und zu trösten, sondern ich weiß, daß ich nach der Uhr sah und nur sagte: es dauert höchstens noch 10 Minuten.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 29. und 30.1.1944 nach einem Bombenangriff)

… Es ist sicher ein großer Unterschied, ob man einen Monat oder ein Jahr im Gefängnis ist, man hat dann nicht nur einen interessanten oder starken Eindruck, sondern einen ganz großen neuen Lebensbereich in sich aufgenommen.
(Brief an seine Eltern, Gefängnis Berlin-Tegel am 26.4.1944)

… Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem Tag.
Dietrich Bonhoeffer

… Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich.
Dietrich Bonhoeffer

… Wenn schon die Illusionen bei den Menschen eine so große Macht haben, dass sie das Leben in Gang halten können – wie groß ist dann erst die Macht, die eine begründete Hoffnung hat? Deshalb ist es keine Schande, zu hoffen, grenzenlos zu hoffen!
Dietrich Bonhoeffer

… Nur durch die Tiefen unserer Erde, nur durch die Stürme eines Menschengewissens hindurch eröffnet sich der Blick auf die Ewigkeit.
… Wer sich wissentlich von der Bekennenden Kirche in Deutschland trennt, trennt sich vom Heil.
(aus: "Zur Frage nach der Kirchengemeinschaft", Teil III; Referat am 22.4.1936, dann Aufsatz für die "Evangelische Theologie" im Juni 1936).

… Die Kirche "wird die Bedeutung des menschlichen 'Vorbildes' (das in der Menschheit Jesu seinen Ursprung hat und bei Paulus so wichtig ist!) nicht unterschätzen dürfen; nicht durch Begriffe, sondern durch 'Vorbild' bekommt ihr Wort Nachdruck und Kraft.
(aus: "Entwurf einer Arbeit", Gefängnis Berlin-Tegel im August 1944).

… Der Glaubende kann kein Pessimist sein und kann kein Optimist sein. Beides ist Illusion. Der Glaubende sieht die Wirklichkeit nicht in einem bestimmten Licht, sondern er sie, wie sie ist und glaubt gegen alles und über alles, was er sieht, allein an Gott und seine Macht.
(aus: Ansprache in Gland am 29.8.1932; Internationale Jugendkonferenz von Life and Work und Weltbund für Freunschaftsarbeit der Kirchen).

… Laß warm und still die Kerzen heute flammen, die du in uns're Dunkelheit gebracht; führ', wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
… Der Feind ist im Neuen Testament immer der, der mir feindlich ist. Mit einem, dem der Jünger Feind sein könnte, rechnet Jesus gar nicht.
(aus: "Nachfolge").

… wenn es Gott gefällt, uns ein überwältigendes irdisches Glück genießen zu lassen, dann soll man nicht frömmer sein als Gott und dieses Glück durch übermütige Gedanken und Herausforderungen und durch eine wildgewordene religiöse Phantasie, die an dem, was Gott gibt, nie genug haben kann, dieses Glück wurmstichig werden lassen.

Leid und Trauer:

… Zunächst: es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muß es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinander – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. Ferner: Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
(Brief an Renate und Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel an Heiligabend 1943)

… Ich muß die Gewißheit haben können, in Gottes Hand und nicht in Menschenhänden zu sein.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 22.12.1943)

… daß mich die grauenhaften Eindrücke oft bis in die Nacht verfolgen und daß ich sie nur durch Aufsagen unzähliger Liedverse verwinden kann und daß dann das Aufwachen manchmal mit einem Seufzer statt mit einem Lob Gottes beginnt.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 15.12.1943)

Widerstand:

… Die Grenzen zwischen Widerstand und Ergebung sind also grundsätzlich nicht zu bestimmen; aber es muß beides da sein und beides mit Entschlossenheit ergriffen werden. Der Glaube fordert dieses bewegliche lebendige Handeln. Nur so können wir die jeweilige gegenwärtige Lage durchhalten und fruchtbar machen.
(Brief an seinem Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 21.2.1944)

… Noch will das Alte unsere Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen das Heil, für das du uns bereitet hast.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.
Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 misslang. Viele Widerstandskämpfer wurden hingerichtet. Auch Bonhoeffer rechnete mit seinem baldigen Tod. So schrieb er zu Beginn des Jahres 1945 an seine Eltern dieses Gedicht.

… Gott führe uns freundlich durch diese Zeiten; aber vor allem führe er uns zu sich.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 21.7.1944; ein Tag nach nach dem gescheiterten Putsch auf Adolf Hitler)


Gott, zu Dir rufe ich in der Frühe des Tages.
Hilf mir beten
und meine Gedanken sammeln zu Dir,
ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster,
aber bei Dir ist das Licht,
ich bin einsam, aber Du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig, aber bei Dir ist die Hilfe.
Ich bin unruhig, aber bei Dir ist der Friede.
In mir ist Bitterkeit, aber bei Dir ist die Geduld.
Ich verstehe Deine Wege nicht, aber-
Du weißt den Weg für mich.
Vor Dir denke ich an all die Meinen.
An die Mitgefangenen und an alle, die
in diesem Hause ihren schweren Dienst tun.
Herr, erbarme Dich!
Schenke mir die Freiheit wieder,
und lass mich derzeit so leben, wie ich es vor Dir und vor den Menschen
verantworten kann.
Herr, was dieser Tag auch bringt-
Dein Name sei gelobt!
Amen.
Für seine Mitgefangenen schrieb Bonhoeffer im Gefängnis dieses Gedichte

Zur Kirche:

… Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen; die Menschen können einfach, so wie sie nun einmal sind, nicht mehr religiös sein. Auch diejenigen, die sich ehrlich als 'religiös' bezeichnen, üben das in keiner Weise aus; sie meinen vermutlich mit 'religiös' etwas ganz anderes.
(Brief an seinen Freund Eberhard Bethge, Gefängnis Berlin-Tegel am 30.4.1944)

… Dessen Plan, den Deutschen Christen beizutreten, um Überzeugungsarbeit von innen zu leisten, lehnt Bonhoeffer strikt ab: "Wenn man in einen falschen Zug einsteigt, nützt es nichts, wenn man im Gang entgegen der Fahrtrichtung läuft.
(Aus dem Gespräch mit einem Weggefährten)

… Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.
(aus: "Entwurf einer Arbeit", Gefängnis Berlin-Tegel im August 1944).

… Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören.
(aus: "Die Kirche vor der Judenfrage", Vortrag im April 1933 nach dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1.4.1933 und der Einführung des "Arierparagraphen" für den staatlichen Bereich am 7.4.1933).
… Es muß endlich mit der glaubenswissenschaftlich begründeten Zurückhaltung gegenüber dem Tun des Staates gebrochen werden – es ist ja doch alles nur Angst. 'Tu Deinen Mund auf für die Stummen' - wer weiß denn das heute noch in der Kirche, daß dies die mindeste Forderung der Bibel in solchen Zeiten ist?
(Auszug aus einem Brief, November 1934)

… Wer sich wissentlich von der Bekennenden Kirche in Deutschland trennt, trennt sich vom Heil.
(aus: "Zur Frage nach der Kirchengemeinschaft", Teil III; Referat am 22.4.1936, dann Aufsatz für die "Evangelische Theologie" im Juni 1936)

… Die Kirche "wird die Bedeutung des menschlichen 'Vorbildes' (das in der Menschheit Jesu seinen Ursprung hat und bei Paulus so wichtig ist!) nicht unterschätzen dürfen; nicht durch Begriffe, sondern durch 'Vorbild' bekommt ihr Wort Nachdruck und Kraft.
(aus: "Entwurf einer Arbeit", Gefängnis Berlin-Tegel im August 1944)

… Lebendiges Bekenntnis heißt nicht starr Lehrsatz gegen Lehrsatz stellen, sondern es heißt Bekenntnis, bei dem es ganz wirklich um Leben und Tod geht.
(aus: "Die Bekennende Kirche und die Ökumene" im August 1935)

… Der Feind ist im Neuen Testament immer der, der mir feindlich ist. Mit einem, dem der Jünger Feind sein könnte, rechnet Jesus gar nicht.
(aus: "Nachfolge")
… Der Glaubende kann kein Schwarzmaler sein und kann kein Weißmaler sein. Beides ist Trugschluß. Der Glaubende sieht die Wirklichkeit nicht in einem bestimmten Licht, sondern er sie, wie sie ist und glaubt gegen alles und über alles, was er sieht, allein an Gott und seine Macht.
(aus: Ansprache in Gland am 29.8.1932; Internationale Jugendkonferenz von Life and Work und Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen)

… Sich nicht für klug halten, sich herunterhalten zu den Niedrigen, heißt ohne leere Rede und in aller Nüchternheit: sich selbst für den größten Sünder halten.
(aus: "Gemeinsames Leben")

… Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.
(Ausspruch Bonhoeffers bei den Predigerseminaren, die er seit 1935 in Pommern für die "Bekennende Kirche" hielt)

… Der Begriff der Freiheit ist auch in der deutschen Geistesgeschichte ein hohes Gut (Idealismus). Aber er bedarf der näheren Bestimmung. Das Freisein von etwas erfährt seine Erfüllung erst in dem Freisein für etwas. Freisein allein um des Freiseins willen aber führt zur Anarchie. Freiheit bedeutet biblisch: Frei sein für den Dienst an Gott und am Nächsten, Freisein für den Gehorsam gegen die Gebote Gottes. Das setzt voraus: Freisein von jedem inneren und äußeren Zwang, der uns an diesem Dienst hindert. Freiheit bedeutet also nicht Auflösung aller Autorität, sondern es bedeutet: leben innerhalb der durch Gottes Wort geordneten und begrenzten Autoritäten und Bindungen …
… «Die Frage der individuellen Freiheiten, wie die Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit etc. ist erst in diesem übergeordneten Zusammenhang zu beantworten. Es kommt darauf an, wieweit diese Freiheiten notwendig und geeignet sind, die Freiheit des Lebens nach den Geboten Gottes zu fördern und sicherzustellen. Freiheit ist eben nicht in erster Linie ein individuelles Recht, sondern eine Verantwortung, Freiheit ist nicht in erster Linie ausgerichtet am Individuum, sondern am Nächsten.»
Quelle: Konspiration und Haft 1940-1945, DBW Band 16, Seite 540

… "Wie wird Friede? Durch ein Gebilde von politischen Verträgen? Durch Wertanlagen überstaatlichen Vermögens in den verschiedenen Ländern? D.h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dies alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und lässt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Misstrauen haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum Krieg (...)
(Friedenspredigt in Fanö, 28. August 1934)

Wertgefühl

… Wenn wir nicht den Mut haben, wieder ein echtes Gefühl für menschliche Abstände aufzurichten und darum eigens zu kämpfen, dann kommen wir in einer Zügellosigkeit menschlicher Werte um.
… Die Frechheit, die ihr Wesen in der Missachtung aller menschlichen Abstände hat, ist ebensosehr die Eigenart des Pöbels, wie die innere Unsicherheit, das Feilschen und Buhlen um die Gunst des Frechen, das Sichgemeinmachen mit dem Pöbel der Weg zur eigenen Verpöbelung ist. Wenn man nicht mehr weiß, was man sich und anderen schuldig ist, wo das Gefühl für menschlichen Wert und die Kraft, Abstand zu halten, erlischt, dort ist das Wirrsal vor der Tür. Wo man um eigennütziger Bequemlichkeiten willen duldet, dass die Frechheit einem zu nahe tritt, dort hat man sich bereits selbst aufgegeben, dort hat man die Flut des Wirrsals an der Stelle des Dammes, an die man gestellt war, durchbrechen lassen und sich schuldig gemacht am Ganzen.
… In anderen Zeiten mag es die Sache des Christentums gewesen sein, von der Gleichheit des Menschen Zeugnis zu geben; heute wird gerade das Christentum für die Achtung menschlicher Abstände und menschlichen Wertes leidenschaftlich einzutreten haben. Die Missdeutung, als handele man in eigener Sache, die billige Verdächtigung ungeselliger Gesinnung, muss entschlossen in Kauf genommen werden. Sie sind die bleibenden Vorwürfe des Pöbels gegen die Ordnung. Wer hier weich und unsicher wird, begreift nicht, worum es geht, ja vermutlich treffen ihn die Vorwürfe sogar mit Recht.
… Wir stehen mitten in dem Vorangang der Verpöbelung in allen Gesellschaftsschichten und zugleich in der Geburtsstunde einer neuen adligen Haltung, die einen Kreis von Menschen aus allen bisherigen Gesellschaftsschichten verbindet. Adel entsteht und besteht durch Opfer, durch Mut und durch ein klares Wissen um das, was man sich selbst und was man anderen schuldig ist, durch die selbstverständliche Forderung der Achtung, die einem zukommt, wie durch ein ebenso selbstverständliches Wahren der Achtung nach oben wie nach unten. Es geht auf der ganzen Linie um das Wiederfinden verschütteter Werterlebnisse, um eine Ordnung auf Grund von Werten.
… Wert ist der stärkste Feind jeder Art von Vermassung. Gesellschaftlich bedeutet das den Verzicht auf die Jagd nach höheren Stellen, den Bruch mit allem Starkult, den freien Blick nach oben und unten, besonders was die Wahl des engeren Freundeskreises angeht, die Freude am verborgenen Leben wie den Mut zum öffentlichen Leben. Kulturell bedeutet das Werterlebnis die Rückkehr von Zeitung und Radio zum Buch, von der Hast zur Muße und Stille, von der Zerstreuung zur Sammlung, von der Aufregung zur Besinnung, vom Vollkommenheitsschwarm zur Kunst, von der Vornehmtuerei zur Bescheidenheit, von der Maßlosigkeit zum Maß. Mengen machen einander den Raum streitig. Werte ergänzen einander.
…Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
Dietrich Bonhoeffer

… Sich nicht für klug halten, sich herunterhalten zu den Niedrigen, heißt ohne Phrase und in aller Nüchternheit: sich selbst für den größten Sünder halten.
(aus: "Gemeinsames Leben").

Durch seinen engen Freund und Mitpfarrer Franz Hildebrandt und seinen Schwager Gerhard Leibholz, beide jüdischer Herkunft, erlebte Bonhoeffer die Folgen der nationalsozialistischen Judenverfolgung von Beginn an mit. Er hatte schon 1932 in einer Predigt gesagt:
… Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn auch für unsere Kirche wieder Zeiten kommen werden, wo Märtyrerblut gefordert werden wird. Aber dieses Blut, wenn wir denn wirklich noch den Mut und die Ehre und die Treue haben, es zu vergießen, wird nicht so unschuldig und leuchtend sein wie jenes der ersten Zeugen. Auf unserem Blute läge große eigene Schuld: Die Schuld des unnützen Knechtes, der hinausgeworfen wird in die Finsternis…
… Da Zeit das kostbarste, weil unwiederbringlichste Gut ist, über das wir verfügen, beunruhigt uns bei jedem Rückblick der Gedanke etwa verlorener Zeit. Verloren wäre die Zeit, in der wir nicht als Menschen gelebt, Erfahrungen gemacht, gelernt, geschaffen, genossen und gelitten hätten.
… Die Befreiung liegt im Leiden darin, daß man seine Sache ganz aus den eigenen Händen geben und in die Hände Gottes geben darf. In diesem Sinne ist der Tod die Krönung der menschlichen Freiheit.
…Nicht der fernste Mensch ist uns das größte Geheimnis, sondern gerade der Nächste.
…Das Leben ist Gottes Ziel mit uns.
… Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.
Radiovortrag „Wandlungen des Führerbegriffes

Am 1. Februar 1933 hielt Bonhoeffer den Radiovortrag „Wandlungen des Führerbegriffes“. Er verlangte darin eine Begrenzung totaler Machtfülle des Kanzleramtes durch rechtsstaatliche Ordnung und Volkswohl:
… Der Führer wird sich dieser klaren Begrenzung seiner Autorität verantwortlich bewußt sein müssen. Versteht er seine Funktion anders, als sie so in der Sache begründet ist […] läßt er sich vom Geführten dazu hinreißen, dessen Idol darstellen zu wollen – und der Geführte wird das immer von ihm erhoffen – dann gleitet das Bild des Führers über in das des Verführers, dann handelt er verbrecherisch am Geführten wie an sich selbst. Der echte Führer […] muß die Geführten von der Autorität seiner Person weg zur Anerkennung der echten Autorität der Ordnungen und des Amtes führen … Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes…
An dieser Stelle wurde die Rundfunkübertragung wegen der deutlichen Kritik am nationalsozialistischen „Führerprinzip“ und Hitlerkult abgebrochen.


Gedicht aus: Widerstand und Ergebung

Wer bin ich?


Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest
wie ein Gutsherr aus seinem Schloß.
Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.
Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer, der Siegen gewohnt ist.
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?
Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein anderer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler
und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

Who am I?


Who am I? They often tell me
I would step from my cell`s confinement
calmly, cheerfully, firmly,
like a squire from his country-house.
Who am I? They also tell me
I would talk to my warders
freely and friendly and clearly,
as though it were mine to command.
Who am I? They also tell me
I would bear the days of misfortune
equably, smilingly, proudly,
like one accustomed to win.
Am I then really all that which other men tell of?
Or am I only what I myself know of myself,
restless and longing and sick, like a bird in a cage,
struggling for breath, as though hands were compressing my throat,
yearning for colors, for flowers, for the voices of birds,
thirsting for words of kindness, for neighborliness,
trembling with anger at despotisms and petty humiliation,
tossing in expectation of great events,
powerlessly trembling for friends at an infinite distance,
weary and empty at praying, at thinking, at making,
faint, and ready to say farewell to it all?
Who am I? This or the other?
Am I one person today, and tomorrow another?
Am I both at once? A hypocrite before others, 
and before myself a contemptibly woebegone weakling?
Or is something within me still like a beaten army,
fleeing in disorder from victory already achieved?
Who am I? They mock me, these lonely questions of mine.
Whoever I am, thou knowest, O God, I am thine.
Dietrich Bonhoeffer



Zitat Bonhoeffers aus dem Brief an Bethge vom 2. Advent 1943: 
… Ich spüre übrigens immer mehr, wie alttestamentlich ich denke und empfinde; so habe ich in den vergangenen Monaten auch viel mehr Altes Testament als Neues Testament gelesen. Nur wenn man die Unaussprechlichkeit des Namens Gottes kennt, darf man auch einmal den Namen Jesus Christus aussprechen; nur wenn man das Leben und die Erde so liebt, dass mit ihr alles verloren und zu Ende zu sein scheint, darf man an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt glauben; nur wenn man das Gesetz Gottes über sich gelten lässt, darf man wohl auch einmal von Gnade sprechen, und nur wenn der Zorn und die Rache Gottes über seine Feinde als gültige Wirklichkeiten stehen bleiben, kann von Vergebung und von Feindesliebe etwas unser Herz berühren. Wer zu schnell und zu direkt neutestamentlich sein und empfinden will, ist m.E. kein Christ.[...] Man kann und darf das letzte Wort nicht vor dem vorletzten sprechen.

Zitat Bonhoeffers aus dem Brief an Bethge vom 2. Advent 1943: 
Diese kurz gehaltene, aber inhaltlich dichte Aussage enthält einige wichtige Punkte, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollen:
- Mit der „Unaussprechlichkeit des Namens Gottes“ richtet sich Bonhoeffer wohl gegen missbräuchliche Anrufung oder Nennung des Gottesnamens. Er führt hierzu aus, dass Missbrauch des Namens Gottes geschehe, „wenn wir für jede menschliche Frage und Not vorschnell mit dem Wort Gott oder einem Bibelspruch zur Hand sind. [...] Es ist Missbrauch, wenn wir Gott zum Lückenbüsser unserer Verlegenheiten machen. [...] Es ist Missbrauch, wenn wir von Gott reden, als hätten wir ihn jederzeit zu unserer Verfügung.“
- Weiter thematisiert er mit der Liebe des Lebens und der Erde die „diesseitsbestimmte Nüchternheit“ und wehrt sich damit gegen die Verleugnung des Lebens auf der Erde, gegen eine häufig anzutreffende Jenseitssehnsucht im Christlichen.
Interessant ist, dass Bonhoeffer in diesem Zusammenhang nicht selten auf die Lektüre von Werken Jeremias Gotthelfs hinweist, dessen Literatur durchaus alttestamentlich-diesseitig geprägt sei.
- Schliesslich wendet er sich in der genannten Aussage gegen „christlich-allzu-christliche Grundhaltungen“, die die ‚Weltlichkeit’ und die ‚dunklen Seiten Gottes’ im Alten Testament kritisierten und dieses somit als unterentwickelte“ Vorstufe bezeichneten. Diese würden „zu schnell und zu direct neutestamentlich denken“. Denn gerade der Zorn und die Rache Gottes gegenüber Feinden seien eine gültige Wirklichkeit und dürften nicht als „religiös überholt“ bezeichnet werden. Kraus ergänzt: „Vergebung und Feindesliebe können nur das Herz dessen bewegen, der sich den Aussagen über den Zorn und die Rache Gottes vorbehaltlos ausgesetzt hat“.
Dietrich Bonhoeffer und das „religionslose Christentum“ / Seminararbeit im Fach Dogmatik /
Simon Hofstetter / S. 17

Von guten Mächten treu und still umgeben


Vom 19. Dezember 1944 datiert ein Brief, dessen Beigabe, gedacht als „Weihnachtsgruß für Dich (Maria von Wedemeyer) und die Eltern und Geschwister“, als Kirchenliedtext berühmt werden sollte (es dürfte rund 50 Vertonungen dieses Textes geben).
„Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr;
noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das Du uns geschaffen hast.
Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann woll'n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.
Laß warm und hell die Kerzen heute flammen
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“



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